Relativ schnell wurde das Coronavirus oder auch Covid19 genannt zur Pandemie hochgestuft und sorgte weltweit für massive Einschränkungen. Auch uns als Feuerwehr traf die Pandemie und seine Auswirkungen, sodass Pläne und Konzepte zur Prävention gestartet wurden um auch weiterhin eine Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Im Gespräch mit dem Leiter der Feuerwehr Heinz-Dieter Abels (LdF) haben wir vom Öffentlichkeitsarbeitsteam (ÖA) einige Fragen rund um die Pandemie und Auswirkungen auf die Feuerwehr besprochen.

ÖA: Waren Einsatzkräfte der Feuerwehr Jüchen selber in Quarantäne oder gar mit dem Virus infiziert?
LdF: Wir können uns glücklich schätzen, dass keine unserer Einsatzkräfte mit dem Virus infiziert waren. Verdachtsfälle im einstelligen Bereich entpuppten sich nach entsprechenden Tests als Grippe / Erkältung, sodass hier keine nennenswerten Einschränkungen vorlagen.

ÖA: Wie sahen die ersten Schritte aus, nachdem klar war, dass Covid19 auch NRW erreicht hat?
LdF: Bereits Ende Februar / Anfang März haben wir erste Maßnahmen umgesetzt. Hierzu zählte z.B. das Vereinsversammlungen abgesagt, notwendige Dienstbesprechungen unter Einhaltung der Hygienevorschriften durchgeführt, Übungsdienste in einem kleinen Kreis durchgeführt und Besuchergruppen in Gerätehäusern auf ein Minimum reduziert wurden. Um Einsätze in Zusammenhang mit Covid19 abarbeiten zu können wurde die persönliche Schutzausrüstung um Spritzschutzanzüge, Korbbrillen und FFP2 Masken erweitert.

ÖA: Wie sah die weitere Lageentwicklung aus?
LdF: Mitte März war klar, dass sich das Virus auch in NRW willkürlich ausbreitet. Noch vor dem "Lock down" haben wir daher weitere Maßnahmen umgesetzt, wozu unter anderem die Einstellung vom gesamten Dienstbetrieb, wie Übungsdienste, Gerätewartdienste und Dienstsprechungen zählte. Die Abarbeitung von Einsätzen blieb natürlich von dieser Regelung unberührt wobei wir auch hier präventive Maßnahmen getroffen haben.

ÖA: Wie kann man sich die Prävention im Einsatzdienst vorstellen?
LdF: Ganz klassisch haben wir damit begonnen eine Dokumentation vorzubereiten: wer saß im Einsatzfahrzeug auf welchem Platz. Dies dient dazu um bei nachträglich festgestellten Infektionen, Infektionsketten nachvollziehen zu können. Diese Maßnahmen halten wir auch derzeit noch aufrecht.

ÖA: Apropos Einsätze: Konnte man anhand der Einsatzzahlen erkennen, dass irgendwas anders ist?
LdF: Dies lässt sich pauschal nicht beantworten, da die Einsatzzahlen immer relativ dynamisch zu bewerten sind und von verschiedenen Faktoren abhängen. Vergleicht man die Monate Januar bis Mai 2019 mit denen im Jahr 2020, so wurden im 2019er Zeitraum 224 Einsätze abgebarbeitet und 2020er im gleichen Zeitraum 194. In beiden Zeiträumen spielte jeweils eine Flächenlage (Anmerkung: Häufung von Einsätzen aufgrund einer extremen Wetterlage) eine Rolle, wobei die 2020er Flächenlage zu weniger Einsätze führte wie die 2019er. Den einzigen Einsatzgrund der geringer Ausfiel und den man in Zusammenhang mit Covid19 bringen kann, waren die vorgeplanten Einsätze. Durch Covid19 entfielen öffentliche Veranstaltungen bei denen Brandsicherheitswachen geleistet hätten werden müssen. Hier lag im o.g. Zeitraum eine Reduzierung von 50 % vor.

ÖA: Man kann im Grunde sagen, dass einsatztechnisch spürbar nichts anders ist. Aber wie ist es um die Einsatznachbereitung und die Gerätepflege gerade nach aufwendigen Einsätzen bestellt?
LdF: Unter Einhaltung der allgemeinen Hygienerichtlinien konnten die entsprechenden Einsatzkräfte ihr genutztes Fahrzeug und Einsatzgerätschaften nach dem Einsatz natürlich wieder einsatzbereit machen. Für die regelmäßigen Überprüfungen und größere Reparaturarbeiten standen im Zeitraum von Covid19 besonders unsere 4 bei der Stadt Jüchen angestellten Gerätewarte zur Verfügung, die dem Ehrenamt gerade in dieser schwierigen Phase den Rücken gestärkt haben.

ÖA: Die Einsatzkräfte müssen natürlich auch im Thema "Feuerwehr" bleiben um auch in dieser Hinsicht einsatzbereit zu bleiben. Wie wurde das Thema umgesetzt?
LdF: Um vom Wissen her einsatzbereit zu bleiben finden regelmäßige Aus-, Fortbildungs- und Übungsdienste statt. Mit Covid19 entfielen allesamt, sodass die Einheiten verschiedene Ansätze testen mussten um ihre Kräfte zu schulen. Da die Feuerwehrausbildung eigentlich relativ praxisorientiert ist, ist es natürlich schwer entsprechende Unterrichte zu betreiben. Die Ansätze die die Kollegen fanden, fanden vorwiegend als sog. Videokonferenzen statt. Im Rahmen dieser Konferenzen können z.B. auch Bildschirminhalte geteilt und so Lehrvideos oder auch Präsentationen vorgestellt werden. Auch dienten die Videokonferenzen dazu den Zusammenhalt zu stärken und das sich die Kollegen auch in dieser schweren Phase regelmäßig sehen und austauschen zu können.

ÖA: Wie geht es nun weiter?
LdF: Die Bezirks- und Landesregierung beschließen nun schrittweise Lockerungen zum "Lock down". Auch wir als Feuerwehr versuchen natürlich kontinuierlich unseren Dienstbetrieb von Gerätewart, über die Jugendfeuerwehr bis hin zu Ausbildungsdiensten der Einsatzabteilung wieder hochzufahren, soweit die entsprechenden Genehmigungen vorliegen. Wann wir zu einem 100% Dienstbetrieb zurückkehren können, können wir natürlich zum heutigen Tag nicht sagen.

ÖA: Was für ein Resümee kann man aus dieser Pandemie ziehen?
LdF: Auch wenn Covid19 mit starken Einschränkungen einherkam kann man sagen, dass wir das Beste aus der Situation gemacht haben und alle Kräfte an einem Strang gezogen haben um auch diese Phase bestmöglichst zu meistern. Was wir mit Covid19 lernen mussten ist aber auf jedenfall, dass wir uns gerade was die Ausbildung angeht digitaler aufstellen müssen um mit entsprechenden Material Online-Unterrichte anbieten zu können. Wenn wieder möglich, kann das Material natürlich auch außerhalb von Pandemien eingesetzt werden, sodass sich Kollegen zum Theorieunterricht digital dazu schalten können um trotz der örtlichen Abwesenheit das Unterrichtsgeschehen mitverfolgen zu können.